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Sie
haben etwas vor. Sie haben eine Menge vor, wie es sich anhört. Es
besteht die Möglichkeit, dass ein Teil von dem, was sie vorhaben,
gefährlich sein könnte. Bilde ich mir das nur ein, oder riecht
da etwas merkwürdig? Die Klangfarbe stimmt nicht. Sie werden mich
einwickeln, mich verschlingen. Ich habe versagt. Dreckskerle. Natürlich,
sie lieben die Jagd. Welche Möglichkeit gibt es sonst noch? Denk
nach! Sie spielen mit mir, es ist nichts anderes als ein Scheissspiel.
Bitte, töte mich nicht! Ich tue mein Bestes. Ich bin die einzige
Überlebende. Ich hatte das Glück davonzukommen.
Technisch gesehen handelt es sich um die Untersuchung von Realitätsfeldern,
dem Wesen nach von unseren nicht zu unterscheiden, über deren allgemeine
Prinzipien man nur Vermutungen anstellen kann. Untersuchungen, die zu
jenen Orten führen, die sonst noch nie jemand gesehen oder von denen
noch nie jemand gehört hat. Als hätte man sein Leben in einer
kleinen muffigen Kiste verbracht und sich darin fast wohlgefühlt,
in Ermangelung besseren Wissens ... und hätte dann ein kleines Loch
entdeckt, eine Öffnung, diese vergrössert durch herumbohren,
bis ein immer grösserer Riss entstanden wäre, bis die ganze
Kiste zerfallen wäre, und man heraustreten könnte in die kühle
klare Bergluft, inmitten tiefen Tälern, seufzenden Wäldern,
erhabenen Gipfeln, glitzernden Seen, funkelnden Schneefeldern und einem
tiefblauen Himmel. Es ist wie eine Droge, eine Unzahl von Konfigurationen
von Wundern und Worten, die das humanbasierte Gehirn kaum zu erfassen
vermag.
Einige der
Universen besitzen lediglich eine winzige, aber entscheidende Veränderung,
die zu einer feinen Verdrehung der Art und Weise führt, wie die
Dinge funktionieren, andere stellen eine derart extreme Abweichung von
der Norm dar, dass ein absolut erstklassiges Gehirn Jahre intensiven
Nachdenkens bräuchte, um auch nur einen spärlich vertrauten
Strang einer erkennbaren Realität zu finden, der eine verständliche
Übersetzung ermöglichte. Alles was wir begreifen, ist eine
armselige Lehmhütte dagegen. Man kann sich darin so vollkommen
verlieren, dass man unter Umständen vergisst, dass es überhaupt
eine Basisrealität gibt. Es spielt keine Rolle, wie armselig und
grau und gemein und herabwürdigend und völlig sinnentleert
die Basisrealität ist. Ihre Programme sind dann nichts anderes
mehr als tote Kulissen, leblose Instruktionen. Das Vertrauen in unser
materielles Universum verkümmert allmählich, es kommt einem
unsauber, sinnlos und sogar peinlich vor. Das Herz macht einfach schlapp.
Ich glaube,
ich habe etwas gefunden. Ja ja. Na und? Wer von uns hat nicht schon
mal teilgehabt an einem Plan, einer listigen oder geheimen Aktion, einer
bestimmten Strategie oder einem Ablenkungsmanöver ... Ich bin beschämt.
Meine Angst mein Horror ist darin begründet, dass
unsere Loslösung von materiellen Zwängen uns womöglich
für unsere wahre, unterschwellige Natur blind gemacht hat. Jetzt
sind wir plötzlich mit etwas konfrontiert, das wir nicht in den
Griff bekommen. Aber bis jetzt ist noch nichts passiert. Hast du nicht
die Projektionen durchgeführt? Die Ergebnisse bereiten mir Sorgen.
Meine Gefühle bereiten mir Sorgen. Ich frage mich, wo wir innehalten
werden, um den Preis zu erlangen, den diese Expedition anzubieten haben
mag. Übrigens: Simulationen, Abstraktionen, Projektionen
sie sind nichts anderes als das, nicht die Wirklichkeit, die sie darzustellen
behaupten. Ich habe ja auch einen Ruf zu bewahren. Und ich möchte
darauf hinweisen, dass wir immer noch im Dunklen tappen. Wir sind noch
gar nicht sicher, ob es wirklich eine Verschwörung gibt, die über
das Maß des normalen Pläneschmiedens hinausgeht, über
diesen Unsinn, den wir von Zeit zu Zeit in irgendeiner Clique betreiben.
Es ist ein
strahlend heller, kalter Tag, die Luft schmeckt scharf und der Wind
frischt noch mehr auf. Tatsächlich ein strenger Winter. Diese Sache
läuft überhaupt nicht so, wie ich gehofft habe. Es müssen
Worte sein, fürchte ich. Der grösste Teil des technischen
Raums ist nicht einmal mit Luft gefüllt. Ein vollkommen leerer
Universalraum also. Ich war das. Hast du es geahnt? Vertraust du mir
noch? Wo sind die Wälder, die Pflanzen? Die organische Synthese
ist unsere fortschrittlichste Technik, das weisst du ... Ich erwache
mit der Erinnerung an meinen Tod. Meine Augen und mein Mund sind offen,
ich atme keuchend die dünne Luft ein. Meine Beine zucken, meine
Finger reiben sich am Sand. Ich kralle die Finger in den Boden und sehe
zum tiefblauen Himmel auf. Ich bin eine Humanäquivalentmaschine,
bitte nicht erschrecken. Du bist kräftiger als du glaubst. Wie
weit? Wie lange? Wir reden hier über geologische Zeiträume.
Ein guter Ort, um sich zu verlaufen. Aber den Überwachungssystemen
entgeht nichts, wir sind in ihrem Raum, in ihrer Zeit.
Ihr kühler
Intellekt ist ohne Mitgefühl, und gegenwärtig befindet er
sich im Kampfmodus. Sie hat den Spion aktiviert, nicht den Soldaten,
aber der Soldat ist auch da und wartet darauf, sich beim ersten Anzeichen
von Gefahr einzuschalten. Die Körperbewegungen werden per remote
control gemanaged, im Ruhemodus. Ich gestatte mir eine diffuse Zufriedenheit,
weil ich das Überwachungssystem ausfindig gemacht und überlistet
habe. Die eigentliche Gefahr droht mir von menschlichen Verfolgern.
Ich wage es nicht, hinter mich zu blicken, aber jedes Echo, jeder Reflex,
jeder Hinweis, der mir ins Auge fällt, wird ausgewertet und dient
dazu, eine Rundumsicht aufzubauen. Eine Warnung leuchtet auf, indezente
Pfeile, die erst auf ein Gesicht zeigen, dann auf ein zweites, ferne
Schemen weit hinter mir. Noch nicht. Jede Menge Holz und Metall. Die
Musik ist ein maschinenhafter Hintergrundlärm. Dem Drang, in eine
Art Mimikry zu verfallen, lässt sich nur schwer widerstehen. Erklär
mir ein paar Dinge. Gilt es hier als normal, sich mit einer Maschine
zu unterhalten? Nachrichtenschnipsel über Arbeitskonflikte, technische
Artikel über Assembler, Reaktoren und dergleichen; ein paar Spalten
voll paranoiden Geschwätzes über wichtige Persönlichkeiten;
und weitschweifige Abhandlungen über künstliche Intelligenz.
Ich bin eine Maschine. Mein Gehirn ist überwiegend künstlichen
Ursprungs. Trotzdem nehme ich mich als Person wahr. Warum? Wegen der
Schnelldenker, nicht wahr? Und wegen der Toten? Ich warte ständig
darauf, dass ich aufwache.
Du musst
damit rechnen, dass es zu einer emotionalen Reaktion kommt. Sie werden
mir schon nichts tun. Nur einen Programmfehler beheben. Das ist unwichtig.
Weil sie bloss eine Maschine ist. Und die Überwachungssysteme?
Dass ich nicht lache. Sämtliche Aufzeichnungen im Umkreis werden
unwiederbringlich korrumpiert, zerhackt, gespleisst und neue gemischt.
Die Musik enthält Amplituden und elektronische Unterströmungen,
die dieWirkung von Drogen haben. Diese plötzlichen verschwommenen
Kopfbewegungen sind verräterisch. An die vage menschliche Ausdrucksweise
bin ich gewöhnt. Mein Körper und meine Nerven werden müde.
Ich brauche wenig Schlaf, aber ich muss mich ausruhen und träumen.
Eins nach dem anderen müssen meine Ichs abschalten, offline gehen,
die Ereignisse des Tages komprimieren, assimilieren und integrieren.
Meine Sexprogramme übertrage ich alle in einen bestimmten Bereich,
maskiere diesen vor dem Ich und befreie mich ... Ich habe weit mehr
Bewusstseinstools, als ich eigentlich haben sollte. Aber warum hast
du überhaupt diese ganze Zusatzsoftware geladen? Es fällt
mir schwer, mich an meine frühere Eindimensionalität zu erinnern,
als ich von einem Bewusstseinszustand in den nächsten wechselte
und stets ich selbst war, immer eine einzige Person.. Damals war ich
meiner nicht weniger bewusst als heute, doch es war ein ungeteiltes,
naives, lenkbares Bewusstsein, ohne innere Freiheit. Nur Instinkt.
Heisst das,
du glaubst an gar nichts? Kein Gott, kein Land, keine Gesellschaft.
Bloss Menschen und Dinge. Allem zugrunde liegt die Reproduktion des
Alltagslebens. Bestellungen, Rechnungen, Zahlungen, Transaktionen. Alte
Gewohnheiten was du auch sagst, sag nichts. Die Besitzrechte
was Menschen anderen Menschen mit Sachen zu tun gestatten
sind komplex und differenziert, und das Entbündeln und Neu-Packen
und Übermitteln dieser Rechte geht mit hoher Geschwindigkeit vonstatten:
Zeitaktien, Innovationsfutures, Leiharbeitsverträge, Geburtsrechte
... Die meisten Martern und Demütigungen, die wir auf dem Bildschirm
sehen, sind glücklicherweise reine Pornografie. Politik
Fehlanzeige. Too much trouble, man. Halt dich aus allem raus, zieh den
Kopf ein, so war es schon immer, und es wird sich auch nie etwas dran
ändern. Wir sind nicht mehr in Kasachstan. Was ist passiert? Können
wir hier unbelauscht reden? Natürlich befinde ich mich in einer
virtuellen Realität. Es gibt riesige Wesenheiten, die wir Makros
nennen. Sie bestehen aus Nanomaschinen und sind die Plattform für
Millionen Bewusstseine, "Schnelldenker".
Wenn ich
im Ich-Modus bin, stelle ich mir das System als "Schwester"
vor: sie weiss alles, verbessert mich, schafft hinter mir Ordnung. Sie
geht nicht oft ins System und hält sich nie lange in dieser dünnen,
sterilen Luft auf. Jetzt nimmt mein kaltes inneres Auge die Hierarchie
meiner Ichs, meine Bewusstseine und Werkzeuge in sich auf, ihre gemeinsamen
Strukturen und die unaufhörliche Aktivität des Systems, das
sie zu einer Person verschmilzt. Die gespeicherten Geheimnisse sind
auf einem anderen Ast verborgen. Dazu habe ich keinen Zugang. Trotzdem
sind sie immer gegenwärtig, und nun werden sie systematisch belagert
von den geduldigen, geistlosen Subroutinen des Systems, die Code für
Code knacken. Sie fällt wieder in den Ich-Modus zurück. Also
so ist es abgelaufen. So wurde ich ich selbst. Darin ist ein Befehlscode
verborgen. Vielleicht ist es mir unmöglich, auf diese besonderen
Fähigkeiten zuzugreifen. Falls das System meine Zugriffsrechte
verändert hat ... ich weiss es nicht, auch das gehört zu einen
Teil des Betriebssystems, zu dem ich keinen Zugang habe. Mich fröstelt,
jedoch nicht vor Angst oder Erregung. Ach, scheiss drauf! Jetzt weiss
ich wenigstens, dass ich einen freien Willen habe. Sollen wir nicht
erstmal saubermachen?
Wenn wir
wissen wollen, ob es sich lohnt, etwas herzustellen, dann besorgen wir
uns die Antwort bei der Erkenntnismaschine namens Markt. Wenn wir wissen
wollen, ob etwas funktioniert, besorgen wir uns die Antwort bei einer
anderen Erkenntnismaschine namens Wissenschaft. Wenn wir wissen wollen,
ob jemand das Recht hat, einen anderen Menschen zu töten, bedienen
wir uns einer Erkenntnismaschine namens Recht. Vielleicht bin ich ja
doch menschlich, bloss meine Opfer sind es nicht. Vielleicht haben sie
alle eine parasitäre Mimikry gemeinsam, die ich nicht durchschaue.
Von hier aus geht es nicht mehr tiefer hinab. Ich habe mich an das Leben
im "informellen Sektor" gewöhnt. Wie verhält man
sich im Krieg? Luftgefechte zwischen Jagd- und Bombenflugzeugen werden
als Duelle dargestellt. Den ersten Schuss zu haben, bedeutet für
beide Gegner, dass die Wahrscheinlichkeit eines Fehltreffers maximiert
wird. Aber die bessere Schussmöglichkeit zu haben, maximiert auch
die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden. Die entscheidende Frage
ist, wann geschossen werden soll. Ich verstehe. Ich mache Schluss. Es
kann nicht verkehrt sein. Es ist nicht falsch. Leute sterben. Gehirne
werden zerstört. Massenvernichtung. Schlimmste Schrecken. Die Meinungs-Anpasser
lügen, betrügen, handeln in höchstem Maße unehrenhaft.
Ja, vielleicht ist der Exzess die Lösung. Vielleicht ist er all
das wert, was in seinem Namen riskiert wird, und fähig, eine friedliche
Lösung herbeizuführen. Das ist eine süsse Vorstellung.
Grosse Scheisse! Zuviel ist bereits geschehen. Ich lese den Satz noch
einmal. Zerstörung soll es also sein. Ich habe natürlich keine
Wahl. Es gibt eine Verschwörung ...
Wie ist
der Name der Widerstandsgruppe? Du sollst dir durch deine Paranoia nicht
den Blick aufs Wesentliche verstellen lassen. Und zu welchem Zweck?
Um ein grösseres Verbrechen zu verschleiern? Was ist, wenn es noch
ein weiteres Muster gibt? Es gibt ein Muster, davon bin ich fest überzeugt.
Ich weiss es instinktiv, so wie ein Wolf eine Beute auf der anderen
Seite des Waldes wittert. Es ist jetzt ohnehin zu spät, um sich
die Sache noch einmal zu überlegen. Zuviel ist bereits geschehen.
Also, wie ist das, wenn man sich im Krieg befindet? Schrecklich beängstigend.
Wir haben uns ferngehalten und allen anderen empfohlen, das Gleiche
zu tun. Wir hätten wissen müssen, dass das Ganze von vornherein
verdächtig ist. Das ist das Problem mit Leuten wie diesen. Wenn
du glaubst, die ersten Anzeichen dafür zu erkennen, dass sie verantwortungsvoll
handeln, dann ist es in Wirklichkeit so, dass sie noch unaufrichtiger
und verschlagener sind als sonst. Moment mal, empfängst du das
auch? Da haben wir es. In Wirklichkeit ist es die reine Hölle.
Ich habe nicht zum ersten Mal das Gefühl, in der Falle zu sitzen,
doch nie zuvor ist es so schlimm gewesen, noch nie habe ich mich derart
hilflos gefühlt.
Ihr Blick
ist wieder starr nach vorn gerichtet, ihre Stirn gerunzelt. Tut mir
leid, darüber kann ich nicht sprechen. Eine Zeitlang herrscht Schweigen.
Ist es das? Ich empfinde Angst, Erregung, Enttäuschung alles
gleichzeitig. Angst vor der Abwesenheit von etwas. Erregung, weil ich
Zeuge eines Vorgangs bin und die entsprechenden Maßnahmen ergreife.
Enttäuschung, weil mich das deutliche Gefühl beschleicht,
dass damit schon alles geschehen ist. Endlos erscheinende Langeweile,
Augenblicke blendenden Schreckens.
Dieses Ding
hat reagiert! Ich habe es vermutet, dennoch ist es ein Schock ... Und
wieder endlose Langeweile. Wir haben jede uns bekannte Form der Kommunikation
ausprobiert und nichts zurückbekommen. Wir müssen mehr tun!
Wirst du mein Gehirnsubstrat empfangen? Überaus wild schwelgende
Simulationen. Eine Flut reinen Vergnügens schwappt durch mein Gehirn.
Gestalte deinen eigenen Krieg, simuliere Einzelheiten und praktische
Hinweise. Positives Denken. Neue Technik, inspirierte Kunst, Heldensagen
und besserer Sex. Index. Verzeichnis Sonderberichte. Noch nie habe ich
mich so gut gefühlt. Bald, sehr bald werde ich sterben. Schnell,
während die anderen nicht hersehen. Ich weiss, was ich zu tun habe.
Roger. Also, es geht los. Ist es nicht fast soweit? Sie überwachen
die Bilder aus den Tiefen ihrer jeweiligen virtuellen Welt. Ich sehe
eine grafische Darstellung der Strassen und des Verkehrs darauf. Alle
sind an ihrem Platz. Unsere Zielperson leistet Widerstand, aber wir
haben die Situation untrer Kontrolle. Einige Stunden vor dem Morgengrauen
warte ich in der Kälte auf Anweisungen. Alle sind mit Datenfiltern
ausgerüstet, die nur daran hindern, sich bewusst an etwas potenziell
Heikles zu erinnern. Man tut, was man tun muss, und niemand wird etwas
anderes sagen. Lethargie und Trägheit stumpfen meine Beklemmungen
ab, ein verminderter Stoffwechsel macht es mir nur bei angestrengter
Konzentration möglich, einen zusammenhängenden Gedankengang
zu verfolgen.
Wie war
es heute in der Klinik? Hattest du wieder diese Kopfschmerzen? Zum Glück
scheinen die alptraumartigen Visionen für den Augenblick in den
Hintergrund getreten zu sein. Dort in den stillen Schlafsälen schlafen
die Dauerschläfer ihren langen, traumlosen Schlaf die Vorhut
einer gewaltigen Somnambulistenarmee, die sich zum letzten Marsch formiert.
Im grossen und ganzen sind wir Nachtmenschen. Ich weiss nicht, wie ich
reagieren soll. Ich will gar nicht so tun, als kapiere ich es. Wo wird
das enden? Das Plateau ist eine stille Ebene, belebt durch kleine Blumen
und grelle Moos- und Flechtenpolster. Mücken schweben über
den Grasbüscheln, Käfer krabbeln über die Blumen. Ständig
weht ein bitterkalter Wind aus dem Norden. Wir können nur vorwärts
oder zurück Es gibt zwei Arten von Wahrheiten eine persönliche
Wahrheit und eine universelle Wahrheit, wie etwa die Konstante der Lichtgeschwindigkeit.
Warum knüpfen wir nicht einfach gute Verbindungen zu unseren Feinden?
Mitten aus
den Wolken erhebt sich eine purpurne Sonne die Schatten, die
sie wirft, rasen über die endlos weite Ebene. In der Ferne dröhnt
und stöhnt das Meer. Es ist ein einsamer Ort, aber ich bin an Einsamkeit
gewöhnt. Der Wind zerrt an mir und ich gehe weiter. Ich weiss,
dass ich mich in einem riesigen abgeschlossenen Raum befinde. In Situationen,
in denen sich andere Leute keine Gedanken machen, zähle ich zwei
und zwei zusammen. Ich stelle Verbindungen her. Ich schaffe Gesamtheiten,
die grösser sind als alle Teile zusammengenommen. Das Streben nach
einem Muster ... Meine Sinne sind hellwach. Es gibt natürlich ein
Zeitproblem, an dem gearbeitet werden muss. Beginn der Displacer-Sequenz.
Herrje, nichts funktioniert! Der Blickwinkel ändert sich erneut.
Ein Teil meines Gehirns lauscht auf die heulenden, pochenden Laute,
die aus dem verschlossenen Raum dringen. Ich wundere mich über
die Dinge, die sich in meinem Unterbewusstsein abspielen. Hast du da
nicht was übersehen? Die Zukunft ist immer ein Konstrukt. Aus der
Sicht der Gegenwart existiert sie noch gar nicht. Und sie kann überhaupt
nicht existieren, bis sie zur Gegenwart wird. Oszillierende Probablilitätswellen,
das ist alles, was unser Universum ausmacht, so dass in Wirklichkeit
nichts geschieht, bis ein Betrachter die Umformung der Probabilitätswelle
in eine Aktualität auslöst ... Nur stimmt an diesem Bild eines
nicht jedes Ereignis wird entlang des Zeitstrangs von einer Vielzahl
von Beobachtern beobachtet, und jede Beobachtung modifiziert die Probabilitäten.
Aus dem Blickwinkel eines Betrachters, der in der Illusion einer linearen
Zeit befangen ist, aktualisieren sich Probabilitätswellen definitiv
zu Ereignissen. Aber aus der Perspektive eines übergeordneten Beobachters,
der sich ausserhalb unseres Universums aufhält, existieren sämtliche
Vorgänge ausschliesslich als oszillierende Probabilitätswellen
und deshalb geschieht niemals irgendetwas definitiv. Wir beteiligen
uns ständig daran. Die ganze Zeit. Und das ist meine Story. Nichts
geschieht jemals definitiv, weil alle Ereignisse im vierdimensionalen
Raum als Probabilitätswellen existieren ... die sogenannte Zukunft
kann die Probabilitätsoszillationen der sogenannten Vergangenheit
ebenso leicht beeinflussen wie die Vergangenheit die Probabilitätsoszillationen
der Zukunft.
Fangen wir
an, ja? Was ist, ist Realität. Und um das Maß vollzumachen,
warum rennst du nicht mit dem Kopf gegen die Wand? Man weiss eben nie,
was wirklich in einem Menschen steckt. Manchmal verfügt er über
eine erstklassige zerebrale Hardware. Keine Spezialeffekte, keinerlei
Hokuspokus, keine erkennbaren Verstösse gegen die Gesetzmässigkeiten
von Masse und Energie. Dann driftet mein Geist davon. He, ich glaube,
ich sterbe gerade. Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich kann nicht
um Hilfe rufen. Scheisse, immer muss ich umkippen. Der Text lässt
mir keine Wahl. Im Grunde ist es ein einfaches Dokument. Sämtliche
Informationen, Daten, Erkenntnisse und Tatsachen unterliegen der Geheimhaltung.
Für den Fall der Zuwiderhandlung werden strafrechtliche Konsequenzen
angedroht. Was ich auch tue, kann mich in Schwierigkeiten bringen.Wieder
stockt mir der Atem, und einen Augenblick lang fühle ich mich klein,
verwundbar, dem Tode nahe. Der Augenblick geht vorüber. Sklavenarbeit.
Diese Daten sind bestenfalls eine Serie von Annäherungswerten.
Also arbeiten wir statt dessen mit Computersimulationen: elektronischen
Annäherungen an die Realität mittels Programmen, die das wenige
bekannte Wissen verarbeiten und zurückspielen. Trotzdem spreche
ich zu niemandem davon. Je weniger Leute wissen, was wirklich vorgeht,
desto besser. Das ist entscheidend! Lebenswichtig! Es kommt darauf nur
an, keine unüberlegten Schritte zu tun. Wir sind eben eine festgefügte
kleine Familie. Wir sind Gefangene, Marionetten. Zustandsmeldung? Lebenserhaltende
Systeme? Strukturelle Unversehrtheit? Keine Probleme. Energie im grünen
Bereich. Alle Systeme funktionieren normal.
Zum ersten
Mal wird mir bewusst, dass ich lieber hier bin als irgendwo sonst. Aber
eine innere Stimme sagt: Das ist nicht der Grund deiner Sorge. Da scheint
sich ein Unwetter zusammenzubrauen. Ich trete in den feuchten, böigen
Wind hinaus. Es riecht nach Schnee. Wir sind Ratten. Ein Zuchtexperiment.
Ziemlich komplexes Verhalten für eine Horde von Laborratten. Warum
an einem perfekten Modell herumpfuschen? Das ist vielleicht der Sinn
der Sache ... Lockvögel, oder Opferlämmer. Wir sollen herausfinden,
wo die Aggressionen und die Waffen sind. Nein danke. Es gibt Dinge,
die ich nicht unbedingt wissen muss. Wir werden die Anlagen bald zu
neuem Leben erwecken. Es soll alles besser als zuvor werden. Denk an
angenehme Dinge, bevor du in den Schlaf eintauchst. Ruhige Naturaufnahmen
zum Beispiel. Wie machst du das? Reine Übung.
Nehmen wir
mal eine Sekunde lang an, dass dem Universum nicht alles egal ist. Nehmen
wir an, deine Aktion weckt seine Aufmerksamkeit. Ein Mensch ist explodiert.
Es ist ein Experiment. Jemand testet uns. Spürst du das nicht?
Eine Metapher. So wie alles hier eine Metapher ist. Ich könnte
jetzt einfach sagen: Damit ist der Beweisvortrag abgeschlossen. Was
eben laufend passiert. Es geschehen viele unerklärliche Dinge.
Sie scheinen einfach so durch die Gegend zu schlendern. Touristen. Tarnung,
nehme ich an ... eine Art Standard-Konfiguration. Kennst du die Zukunft?
Die Zukunft ist keine Linie. Es gibt viele Zukunftsmöglichkeiten,
auch wenn wir da nicht ganz durchblicken. Das widerspricht den Gesetzen
der Physik oder widerspricht unser Physikmodell der Realität?
Die Elektronik funktioniert auf jeden Fall tadellos. Restlichtverstärker,
Zoom, Infrarot, Bildstabilisatoren, Autofokus sorgen dafür, dass
meine Bilder stets einwandfrei sind.
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