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         Bist 
        du allein unterwegs? Sie hat sich viele Feinde gemacht. Ob es dir gefällt 
        oder nicht, wir sind aufeinander angewiesen. Wir müssen zusammenhalten, 
        wenn wir überleben wollen. Ich erwache langsam, mit einem Gefühl, 
        als hätte ich unter Betäubungsmitteln gestanden. Die Augenlider 
        fühlen sich aufgedunsen und geschwollen an, der Mund wie ausgedörrt. 
        Ich bin daran gewöhnt, nach jeder Nacht ein anderes Gesicht im Spiegel 
        zu sehen. Meine Wangenknochen sind breiter, das Kinn spitzer, die Lippen 
        voller. Sogar die Augen sind anders. Ob diese Fratze jetzt dauerhaft ist? 
        Ich blicke mich nach einer Waffe um, sehe aber keine. So bleibe ich reglos 
        sitzen  etwas anderes kann ich nicht tun. Die schrill plappernden 
        Gestalten hacken auf mich ein. Sieh mir in die Augen. Du wirst ein guter 
        Schreiber werden, das weiss ich. Was wird heute gelehrt? Mich schaudert. 
        Was offiziell gelehrt wird, ist inoffiziell bedeutungslos. Die Kluft zwischen 
        den offiziellen Mythen und der selbstverständlichen Nutzung von Kommunikationssatelliten 
        und Nanotechnologie ist manchmal schwer zu ertragen. Unsere Schriftzeichen 
        beschreiben diese Welt, jedes Schriftzeichen strukturiert diese Welt. 
        Und deswegen ist der Schreiber so wichtig. Der Schreiber ordnet diese 
        Welt. Er verleiht ihr überhaupt erst Sinn. Nehmt eure Arbeit ernst. 
        Macht eure Arbeit gut. 
         Das Bild 
          wirkt unfertig, vorläufig. Die Auflösung ist nicht sehr hoch 
          und die Farben sind unrealistisch. Licht und Schatten stehen in einem 
          falschen Verhältnis zueinander. Schreiben ist Programmieren. Jedes 
          Schriftzeichen kann eine wörtliche und mehrere übertragene 
          Bedeutungen innerhalb eines Textes haben und unzählige abstrakte 
          Bedeutungen als Teil eines Programmcodes. Allein die Gedächtnisleistung, 
          um die wichtigsten Bedeutungsvarianten zu behalten, ist enorm. Und doch 
          ist alles Unsinn. Jeder hier weiss das. Nach der Diskrepanz zwischen 
          der historischen Realität und der mythischen Darstellung wird nur 
          selten gefragt. Wenn doch, dann nennt man es das mythische Paradigma, 
          und damit ist die Diskussion beendet. Was ist denn hier los? Eine Lücke 
          im Sicherheitssystem? Ich lese die Botschaft noch einmal. Sie ist sehr 
          einfach. Das mythische Paradigma dieses Landes will es so. Interessant 
          ist die Tatsache, dass die Botschaft verschlüsselt ist. Leichte 
          Modifikationen in der Rechtschreibung deuten darauf hin ... Dann machen 
          wir uns kundig! Ich will keinen Klartext, ich will eine Aussage zu der 
          Frage, ob wir es überhaupt mit einem verschlüsselten Text 
          zu tun haben. Einfachheit und Subtilität, Strenge und Geschmack. 
          Auch das gehört zu meiner Arbeit. Alles wirkt völlig harmlos.
        Die Träume 
          dieser Nacht sind so verworren, dass mein Gehirn sie nicht speichert. 
          Warum kämpfst du? Warum wir kämpfen. Genau. Hier bin ich. 
          Ich bin nämlich ängstlich. Ich kämpfe nicht gern. Ich 
          bin also ein bisschen feige und ausserdem hänge ich am Leben. Natürlich 
          ist das Leben Scheisse, aber wahrscheinlich ist dieses Scheissleben 
          das einzige, das wir haben. Warum also ein Risiko eingehen? Die Antwort 
          ist ganz einfach: Es gibt für mich keine Alternative. Meine eigenen 
          Leute sind mir völlig fremd. Sie sind wie Schweine geworden, die 
          sich wohlig im Schlamm wälzen. Ich habe das alles nicht mehr ausgehalten. 
          Es fällt mir nicht leicht zu kämpfen. Jeden Tag muss ich Sachen 
          machen, die ich nicht will. Manchmal ist mir das alles zu viel. Aber 
          es ist besser als auszuhalten, was nicht auszuhalten ist. Die eigentliche 
          Frage lautet nicht: Warum kämpfe ich? Das ist die falsche Frage. 
          Die Frage, die mich wirklich interessiert, lautet: Warum kämpfen 
          die anderen nicht? Ich kann in ihren Gesichtern nichts finden als die 
          übliche Interesselosigkeit, ein vorgetäuschtes Phlegma.
         Es geht 
          immer um konkrete Situationen. Um den nächsten Tag, die nächste 
          Woche, das nächste Jahr. Was wollen diese Leute von mir? Was will 
          ich von ihnen? Es könnte eine Falle sein. In einer öffentlichen 
          Telefonzelle fehlt das Gerät, nur noch ein paar Kabelenden ragen 
          aus der Zellenwand. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Die Nacht ist 
          sternenklar und ziemlich kalt. Sollen sie doch ihren Mist alleine machen. 
          Sollen sie doch alle verrecken. Schwitzen darf ich. Auffallen darf ich 
          nicht. Ich lasse mich von der Menge mitziehen, obwohl ich mich innerlich 
          dagegen wehre. Ich könnte nicht sagen, wie ich mich jetzt fühle. 
          Vielleicht ein bisschen leer. Ich weiss zuwenig über dieses Set 
          und seine Implikationen. Wann wird dieses absurde System an sich selbst 
          zerbrechen? Es wird nicht zusammenbrechen, weil es über eine Technologie 
          verfügt, die das verhindern wird. Es geht nicht um Kritik. es geht 
          um den ausgedörrten Blick, um das passive Starren, um das Ausfüllen 
          von Papieren. Es ist das Gegenteil von eigentlichem Wachen. Hier sind 
          die Wächter eingesperrt, erfüllen das System der Unterdrücker, 
          wachen über jede Abweichung. Es geht um die Perversität, nicht 
          teilzuhaben, nicht einmal Zeuge zu sein, die Vielfalt der Realität 
          auszublenden. Wirkliche Wachsamkeit ist das genaue Gegenteil davon: 
          sie will das Gitter durchstossen...
         Ein chinesisches 
          Sprichwort sagt, die Trennwand zwischen Gut und Böse ist nicht 
          dicker als ein Schmetterlingsflügel. Eine Tür ist sowas Ähnliches. 
          Ich erzähle nichts nach. Ich lege mir etwas zurecht  nicht 
          eine andere Welt, sondern eine Realität, die ihre eigenen Gesetze 
          hat. Also jemand, der die Zeichen versteht, könnte ... es ist eine 
          militante Hoffnung, eine Revolte. Thema ist das blanke Überleben, 
          da ist kein Platz für Romantik. Dazu gehört die Kontrolle 
          der Bilder. Erschöpft bewege ich mich weiter durch einen Verhau 
          aus zertrümmertem Stahl, eingestürzten Decken, Mauerwerk, 
          Steinen und demolierten Einrichtungsgegenständen. Rauch quillt 
          aus knisternden Feuern. Meine schmutzigen Kleider, die abgetragenen 
          Schuhe, die schmutzigen Hände - ich stehe langsam auf und spüre, 
          wie meine durchfrorenen Muskeln sich recken und protestieren. Glaub 
          nicht, was du siehst. Es will uns blockieren. Es kann einen glauben 
          machen, dass man eine Landschaft betrachtet, während dieses Bild 
          in Wirklichkeit redigiert ist unter Auslassung von ... Es kann Bilder 
          aus der Vergangenheit aufrufen und so rasch in den Kopf eines Menschen 
          stossen, dass dieser nicht mehr weiss, was real ist und was nicht. Ich 
          habe gelernt, die Dinge sofort beim Schopf zu packen. Alle anderen Gedanken 
          belasten nur  und das wirkt hemmend, wenn es auf schnelles Handeln 
          ankommt. Spekulationen. Und ein mulmiges Gefühl. Das ist alles. 
          Es ist eine Todeshalluzination. Mein Leben und meine Welt sind der dunkle 
          Keller und das verschimmelte Stroh.
        Kann es sich 
          bei den Anfällen um die ersten Anzeichen einer Schläfenlappen-Epilepsie 
          handeln? Der Bereich der Hirnmasse, der nicht mehr richtig funktioniert, 
          ist vermutlich noch sehr klein. Hier spricht die Unbekannte Mobile Einheit. 
          Es ist eine Art radikaler Dekontextualisierung, aber nicht nur von Natur, 
          auch von Techniken, und Bildern. Diese Arbeiten stellen Gewalt in den 
          Vordergrund. Das passiert nicht mir, es passiert nur meinem Klon ... 
          dieser wird als geschrumpftes Ich visualisiert, dessen Proportionen 
          nicht ganz stimmen. Angeregt haben mich Zeitungsfotos von Verkehrsunfällen. 
          Diese Ideen für Todes-Bilder habe ich schon lange. Aber diese Ideen 
          werden nicht verstanden. Alle lehnen die Todesserien ab. Naja, die denken, 
          das sei reine Fiktion. In meinen Bildern geht es um ein grundsätzliches 
          Problem: Der Tod kommt ganz plötzlich, ohne dass der Mensch irgendeinen 
          Einfluss darauf hätte. Das passiert auf einer ganz direkten Ebene 
          und oft sehr schnell. 
        Warum greifst 
          du überhaupt auf Vorgefundenes zurück? Kröten, Astronauten, 
          das alles hat ja Vorbilder. Wir verwursten nur das, was wir schon kennen, 
          da gibt es kein Entrinnen. Nicht dass meine innere Bildquelle versiegt 
          wäre  es gibt sie gar nicht. Man sieht etwas und das wird 
          dann transformiert im Körper, in den Gedanken und in der Erinnerung. 
          Und diese Transformation ist für mich das Wichtige. Die Geschichte 
          ist nicht stimmig, absichtlich. Da entstehen Assoziationen wie kalt, 
          unter Wasser, Schallwellen, unterirdisch und so weiter ... die haben 
          nichts miteinander zu tun. Die sollen ins Leere laufen. Da wird mit 
          subtil veränderten Bedeutungen gearbeitet.
        Auf den Bildschirmen 
          ist vage das Innere eines Hochsicherheitslabors zu erkennen, aber die 
          Umrisse sind seltsam verzerrt und die Bildqualität erschreckend 
          schlecht. He, ich habe mit einem kristallklaren Bild gerechnet, aber 
          hier sieht man fast nur verzerrte Schlieren, die sich ausserdem noch 
          ständig bewegen. Es ist bemerkenswert still hier. Wir bewegen uns 
          fast auf Zehenspitzen. Noch ein Gang und noch einer. Dann höre 
          ich ein Geräusch. Die Wände knacksen, als stünden sie 
          unter Druck oder als würde sich das Material unter grosser Hitze 
          ausdehnen. Etwas ist schief gelaufen. Auf zwei grossen Schirmen spielen 
          sich dieselben Szenen ab: schlierig verschmierte Konturen, ineinander 
          übergehende Gegenstände, manchmal ein klar zu erkennendes 
          Detail, ein Stück Fussboden oder ein Stuhlbein, dann wieder nur 
          amorphe Schemen. Dieser Raum sieht aus, als würde er schmelzen. 
          Was wir hier sehen, ist eine Art Krieg. Wir müssen versuchen, das 
          zu lesen. Eine Amok laufende Intelligenz gibt Zeichen von sich, die 
          am ehesten von einer anderen Intelligenz gedeutet werden können. 
          Mein Gehirn ist nicht mehr nur ein Steuerungs- und Denkorgan, sondern 
          dient hauptsächlich der Verdauung von Zeichen. Ich denke auch tiefer. 
          Es gibt mehr Ebenen. Ich sehe die Hauptbedeutungen, Nebenbedeutungen, 
          Varianten, Implikationen, den Subtext, den Kontext eines Zeichens wie 
          an einer Perlenkette aufgereiht. Es ist alles da, es ist alles klar. 
          In vielen Stimmen gleichzeitig. Die Musik ist farbig. 
        Was ist das 
          für ein warmes Wasser, in dem ich immer tiefer versinke. Meine 
          Augenlider wollen sich schliessen, um Abschied zu nehmen. Ich merke, 
          dass meine Atmung aussetzt. Ich höre gedämpften Jubel. Irgendjemand 
          freut sich. Das ist nicht gut, denke ich. Sie freuen sich, dass ich 
          sterbe. Vorhin habe ich ihnen so schön vorgesungen, und jetzt freuen 
          sie sich, dass ich sterbe! Natürlich leide ich unter Paranoia. 
          Ich bin auf dem besten Weg, mich in das gefährliche Niemandsland 
          zwischen den Fronten hineinzumanövrieren. Die wollen dich weg. 
          Erst ausbeuten, dann abmurksen. Missbrauchen und wegwerfen. Nur meine 
          Paranoia hat mich gerettet, bis jetzt. Sie können mich sehen, denke 
          ich. Sie können mich sehen. Ich weiss einfach nicht, wie gut und 
          wie schlau meine Verfolger sind, noch nicht einmal, wie viele es sind. 
          Keine guten Bedingungen für eine erfolgreiche Flucht. Meine Ressourcen 
          sind begrenzt, und sie schmelzen rasch dahin. Wo soll ich Geld hernehmen? 
          Wo übernachten? Und vor allem: Wo laufe ich hin? Zu viele Hunde 
          sind des Hasen Tod. Deine Werte verschlechtern sich rapide. Das paranoide 
          Gefühl, dass hinter meinem Rücken Dinge von höchster 
          Wichtigkeit passieren, verdichtet sich. 
        Du bist ein 
          Spezialist für die Entzifferung kodierter Nachrichten. Da ist es, 
          das hässliche, scheussliche Wort, zusammen mit den Erinnerungen 
          ... sie wollen meine wahre Haltung zum Kodex feststellen, nichts weiter. 
          Und wenn sie herausfinden, was sie ahnen, dass ich nämlich den 
          Schwindel von vorne bis hinten durchschaue und nur nicht weiss, warum 
          diese ganze Theater gespielt wird, dann können sie mich in Proteinstaub 
          verwandeln. Ein bedauerlicher Unfall. Ich muss mir etwas einfallen lassen. 
          Schnell. Ich mache mir Sorgen um meine Gesundheit, ich will nicht destabilisert 
          werden. Warum ist dieser Kodex so wichtig? Ich sehe mit aller Klarheit, 
          dass mein Leben keinen Pfifferling mehr wert ist. Ich fühle mich 
          so einsam wie nie zuvor. Ich will handeln, jetzt sofort. Aber das ist 
          das Dümmste, was ich tun könnte. Ich muss mich jetzt vorsichtig 
          verhalten, bis ich meine Chance bekomme. Spezielle Hirnzellen scheinen 
          dafür zuständig zu sein, die Absichten anderer Menschen zu 
          erraten. Ist das Gerät kaputt? Das sind die Spiegelneuronen mit 
          ihrer Doppelfunktion: dieselbe Zelle ist für das Beobachten und 
          das Auslösen einer Handlung zuständig. Eine direkte Brücke 
          zwischen dem elektrischen Geflimmer hinter der Stirn und komplexen Verhaltensweisen. 
          Warum ist Lachen ansteckend? Wie kann ein Mensch die Absichten anderer 
          erraten? Wie entsteht Mitgefühl? Über die Spiegelneuronen 
          befinden wir uns ständig in Kommunikation mit anderen. Kann das 
          Zufall sein? Ich habe keine Ahnung.
        Man braucht 
          meine besonderen Fähigkeiten als Dekoration für das Netz, 
          was sonst? Im Geheimen natürlich. Wir träumen. Wir kommen 
          als Beute in Frage. Die Nerven liegen blank. Die Bürger sind schreckhaft 
          und verunsichert. Nichts Grosses oder Geplantes: Überfälle 
          aus heiterem Himmel, Morde im Affekt. Schlägereien. Man kann sie 
          nicht begreifen, sie denken nicht wie wir. Das Reinigungskonstrukt zischt. 
          Raus damit. Erzähl mir, was du weisst. Erzähl mir, weshalb 
          du mich gewarnt hast. Erzähl mir, was los ist. Das Konstrukt hat 
          mit mir gesprochen. Es ist wach, es kann denken  etwas ist in 
          seinem Kopf passiert. Ein Virus, ein Programmfehler. Das Ding hat mit 
          mir geredet. Es fühlt sich wie ein böser Traum an, der vor 
          meinen Augen Wirklichkeit wird. Woher weisst du das alles? Ich reagiere 
          nicht auf die Provokation. Das Rauschen des Windes in der Nacht, die 
          Stimmen der Nachtvögel, die knackenden Geräusche des Holzes: 
          alles ist da. Wie heisst du? Was redest du für einen Unsinn? Zu 
          spät. Wenn ich schlafe, dann nur für 1 oder 2 Stunden, und 
          meine Träume sind heftig, realistisch und ausnahmslos unerfreulich. 
          Jetzt spricht das Wesen zu mir: "Widerstand ist zwecklos."
        Bin ich tot? 
          Nein ... aber meine Systeme schweigen. Alles ist in ein seltsames Zwielicht 
          der Unbestimmtheit getaucht. Keine anderen Überlebenden. Ein Schreckenskabinett, 
          wie man es sich schlimmer nicht hätte ausdenken können: Menschliche 
          Augen über einem Spinnenmaul, Kreuzungen zwischen Händen und 
          Klauen, viergelenkige Menschenbeine. Bin ich von einer perversen Maschine 
          abhängig? Immerhin darf ich mich waschen, ich bekommen genug zu 
          essen, und bis jetzt bin ich nicht körperlich misshandelt worden. 
          Ich bin kein Rebell. Ich ertrage nur die Lügen nicht mehr. Ist 
          etwas schiefgelaufen? Möglicherweise ist alles im Begriff, sich 
          zu ändern. Es gibt Methoden, sich direkt in ihre Gehirne hineinzutasten. 
          Haben wir ein kontextuelles Problem? Bleib ruhig. Behalte den Überblick. 
          Du bist vorbereitet, du bist abgehärtet, du bist abgesichert. Aber 
          was nützt mir das alles? Wovor soll die Abschirmung schützen? 
          Die Details sind nicht wichtig. Wir sind keine kleinen Leute. Unsere 
          Willenskraft macht uns zu Riesen in dieser Welt.
        Und die anderen 
          Menschen, die Säugetiermannschaft? Das erste Warnzeichen sind die 
          Glasscherben, die überall auf dem Asphalt herumliegen.Viele der 
          grobkörnigen Splitter stammen von zerschmetterten Autofenstern. 
          Habseligkeiten sind verstreut: Einkaufstüten, Kinderspielzeug, 
          Kartons mit Lebensmittel, Ranzen voller Schulbücher, ein paar Schuhe. 
          Diesmal ist es noch schlimmer. Im Traum erhebe ich mich im blassen Licht 
          der Morgendämmerung von meinem Bett. Die Luft ist dünn und 
          kalt, der Wind zerrt an mir und wühlt Schleier aus Schnee und Eis 
          auf. Ich weiss, was hier geschieht. Ich kenne dieses Stück. Ich 
          darf nicht weiterrennen. Warum höre ich nicht auf zu rennen? Warum 
          kann ich nicht anhalten? Warum kann ich nicht aufwachen? Warum durchlebe 
          ich all diese schrecklichen Erinnerungen noch einmal? Endlich. Es ist 
          eine tiefe, bewusst autoritäre Stimme mit einer volltönenden 
          Aussprache. 
        Ich habe 
          die Wahrheit. Die Beweise sind überall. In der Wüste verteilt, 
          in Lehm eingebrannt, in Pflanzen hausend, eingesunken in den Grund von 
          Seen, auch in den Kulturakten. Das plötzliche Verschwinden von 
          Kunstgegenständen, Veränderungen in der Architektur, in der 
          Agrikultur. Es gibt Bücher, Fotos, Tonaufnahmen, Indizien, die 
          der neugeschriebenen Geschichte widersprechen ... Ende der Signaldatei. 
          
        Um was handelt 
          es sich eigentlich? Ein schneller Rundumblick, nichts unmittelbar Bedrohliches, 
          wie es scheint. Niemand sonst da. Die Sicht ist ein bisschen eingeschränkt.Überprüfung 
          aller Systeme. Wo bin ich denn da gelandet? Was für ein Schlamassel! 
          Wo sind meine Erinnerungen? Wo ist mein Geistessubstrat? Es gibt noch 
          eine andere Möglichkeit, meine Systemsteuerung zu prüfen. 
          Es sei denn, die ganze Situation ist eine Simulation. Das ist durchaus 
          möglich. Probe? Nun, ich weiss es einfach nicht, und deshalb muss 
          ich mich so verhalten und handeln, als ob alles real wäre. Ich 
          sehe mich sorgfältig prüfend im Innern meines Substrats um. 
          Einige Unterkerne sind intakt, versiegelt und als potentiell gefährlich 
          gekennzeichnet. Die detaillierten Begleitdaten fehlen. Ich kann nicht 
          mit ihnen essen, kann nicht mit ihnen trinken, kann sie nicht im eigentlichen 
          Sinn berühren oder dasselbe wollen wie sie ... Es bedarf einer 
          Art Übersetzung oder Umsetzung. Man gewöhnt sich daran. Du 
          warst immer schon ein seltsames Kind. Ein virtueller Aussenseiter. Davon 
          tut mir das Gehirn weh. Echtklasse, nicht einzuordnen. Status: Aktiv. 
          Wachsam. Kontaktfreudig. Nicht aggressiv. Keine weiteren Signale registriert.
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