Wie ich das mache? Alles dauert weniger als ein paar Sekunden. Und sofort wende ich mich anderen Dingen zu. Meine Entschlossenheit festigt sich: Das ist meine Heimat, das ist der Ort, den ich verteidigen soll. Ich blicke in einen Himmel hinauf, über den schmutzige Wolkenfetzen ziehen. Spürst du es auch? Sie bleibt ausdruckslos, sucht nach einer passenden Antwort. Klar, ich habe Fehler, Narben, dumme Angewohnheiten. Alles nur emuliert, nicht wahr?
Ich sehe etwas Glitzerndes auf mein Gesicht zufliegen, werde nach hinten geschleudert, Schwärze. Am besten wäre es, die hier übernommene Rolle sofort aufzugeben. Naja, ist soeben geschehen. Bist du verletzt? Nein. Mit einem Befehl, der fast ohne Sprachelemente auskommt, nehme ich Zugriff auf Informationen und statistische Daten über wilde Tiere, natürliche Gefahren. Ich blinzle und schüttle den Kopf, verbanne das unterschwellige Murmeln ... sollte ich irgendetwas empfinden? Ihr Gesicht ist ausdruckslos und völlig entspannt. Ein schöner Tag: Sie lächelt, weil es von ihr erwartet wird.
Wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht? Manuelle Regler offline. Ich möchte sofort darüber reden, werde aber mit merkwürdigen Blicken bedacht. Vielleicht liegt es an meinem starren und völlig gefühllosen Ausdruck, meiner strikten Selbstbeherrschung. Nach wie vor erhalte ich keine Antwort. Ich probiere es mit einem direkten Zugriff und werde wieder blockiert. Das stellt mich vor ein Rätsel. Ich muss erfahren, was du angedeutet hast. Warum ist es notwendig, dass ich eine emotionale Reaktion zeige? Ich verstehe das nicht. Man will mir einfach nicht antworten. Es müssen Gründe vorliegen. Ich beruhige mich durch langsames Atmen. Probiere erneut einen Datenzugriff und erziele eine träge Reaktion. Ich schliesse die Augen. Bitte anworte! Wieder tritt diese unerklärliche Verzögerung ein, aber diesmal erhalte ich Antwort. Ich halte die Augen geschlossen, ich will sie nicht öffnen. Ein tiefer Ton liegt in der Luft, ein Klangfeld hat sich eingeschaltet.
Wir unterhalten uns leise, aber nicht unhörbar. Wenige Laute sind unhörbar. Ich konzentriere mich darauf, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ein weiter Weg. Wir sind Sparta-Varianten. Wir haben einen gewissen Ruf. Aber wie es scheint, muss ich alles, was ich wissen muss, erst lernen. In dieser Umgebung wirkt sie nicht menschlich, sie wird weder rot noch zittert sie. Tot und festgefroren. Ich sehe da etwas ... Menschen? Unbestimmbar. Ja, so ist die Lage. Am besten du bewegst dich. Wir erreichen die Anlage gleich. Es läuft doch alles gut.
Jetzt fahren wir durch eine Ruinenlandschaft – mit Balken abgestützte Wände, hoch wucherndes Gras, geschwärzte Ziegelhaufen, bedeckt von Nesseln und Kletten. Du bekommst da von mir ein paar Bildchen und Zahlen. Ich muss wissen, ob irgendwelche Schwachstellen in der Konstruktion sind. Scheiss Situation. Ich rieche Gras, modrigen Waldbodenduft und Tannennadeln. Endzone. Nicht ohnmächtig werden. Hat etwas mit den Ereignissen hier zu tun. Wie oft habe ich das schon gemacht? Jetzt lockert eine Textur das Dunkel auf. Beton? Eine Welle schierer Erschöpfung bricht über mich herein. Elemente urbaner Infrastruktur, Versatzstücke, deren Funktion schleierhaft ist. Ich bin früh auf diese Fragen gestossen, fast noch als Kind. Die erste Lektion: Auf neutral schalten und sich treiben lassen. Macht euch wegen nichts Sorgen, dann werdet ihr auf alles vorbereitet sein. Mach dir keine Sorgen – eine Anspielung auf den flüchtigen Geisteszustand, den man benötigt, um die Klippen der Psychose zu umschiffen. Also lässt man los. Schaltet auf neutral. Entspannt sich und lässt sich treiben. Gut. Draussen schlagen mir Wärme und Sonnenlicht ins Gesicht. Kann eine Maschine eine Seele retten? Es fühlt sich an, als würde ich es allmählich richtig gut hinbekommen.
Das Klima ist ungewohnt, die Sprache ist ungewohnt, Flora und Fauna sind ungewohnt. Ich arbeite mit Absorption, nehme alles in mich auf. Zuerst erkennt man das, was gleich ist, die Grundresonanzen. Der Fluss der Bilder versiegt abrupt. Zwischen uns beiden hat sich etwas aufgebaut, so etwas wie eine statische Spannung, etwas, das ich nicht durchschaue, weil meine Intuition zu abgestumpft ist. Ruinen, in Schatten gehüllt, und eine blutrote Sonne, die hinter fernen Hügeln untergeht.
Ich nehme das Angebot an, einfach um zu sehen, was sich daraus ergibt. Eine ideale militärische Droge, erzeugt kalte Gleichgültigkeit gegenüber Dingen wie Schmerz, Erregung, Freude oder Trauer. Fragmentation – so wird es genannt. Ich falle auseinander. Das Bewusstsein macht unter extremem Stress interessante Dinge. Hier lernst du, alle diese Dinge zu benutzen, als bewusst eingesetztes Spielzeug. Ein ziemlich beschissenes Spiel.
Die Vergangenheit ist nur in Form von Daten relevant, aber die Hinweise deuten auf einen grossen Konflikt hin. Alles ist zerstört oder vergraben oder so gut getarnt, dass man stundenlang darauf starren kann, ohne zu merken, dass da etwas ist. Mein Unbehagen verwandelt sich in eisige Starre. Die Wolkenformationen schimmern im Kraftfeld. Die Sonne bricht durch. Der Fabriksbereich ist gross und kühl, die Beleuchtung schwach, die Technik brutal und massiv. Psychologie spielt eine wichtige Rolle – Ausdauer, Schmerzunempfindlichkeit, Brutalität, Mangel an Mitgefühl. Chemie.
Die Stimmen stöhnen und murmeln, männliche und weibliche durcheinander. Ich kann mich kaum dem Sog der Bilder entziehen. Ein Wirbelwind flüchtiger Sinneseindrücke, ausgezeichnete Technik. Jedes einzelne Neuron, alles wird ausgelöscht. Ein künstliches Wesen entsteht. Die Erkennung von Unterwerfungssignalen wird implantiert, die Dynamik einer Hackordnung, Loyalität gegenüber dem Rudel. Klingt ziemlich unangenehm, nicht wahr? So etwas kann man nicht kaufen, das ist Technoparanoia.
Das Wetter ändert sich, von Westen her schiebt sich eine graue Wolkenwand heran, vereinzelte Regentropfen treffen meine Wangen. Es beginnt stärker zu regnen. Schwere Tropfen, ich spüre sie im Haar. Das Wesen der Herrschaft besteht darin, sich nicht zu zeigen. Es ist verdammt gutes Zeug. Ich spüre das heimtückische Kippen an der Peripherie meiner Wahrnehmung. Toller Effekt, was? Musik, Bewegung, Lachen. Da ist etwas, das ich vergessen habe. Etwas Verwischtes. Etwas Wichtiges.
Die Wahrheit ist irgendwo ganz in der Nähe, dieses Gefühl ist nur schwer abzuschütteln. Reale und virtuelle Punkte. Es fehlen ein paar Teile. Intuition ist eine Form von unterschwelliger Wahrnehmung, eine gesteigerte Aufmerksamkeit für Muster, die man meistens übersieht, weil in der realen Welt ein konzentrierter Blick auf Details gefordert ist. Doch mit genügend Hinweisen kann man den Sprung schaffen, in einer Art Vorahnung des echten Wissens. Auf der Basis dieses Modells kann man später die fehlenden Teile einsetzen. Aber man braucht einen gewissen Input, um abheben zu können. Es ist ein Prozess, der sich nicht stoppen lässt, eine Art mentaler Lawine. Teile der Wirklichkeit brechen ab und stürzen hinunter, nur dass sie kein Chaos erzeugen, sondern sich zu einem Muster zusammensetzen, einer neuen Struktur, deren endgültige Form ich noch nicht erkennen kann. Ich weiss nicht, was ich fühlen soll.
Die Wände sind mit Bildern aus dem Angebot der virtuellen Umgebungen plakatiert. Schwindelerregende Berglandschaften, riesige wilde Tiere. Was ist das? Kriegst du plötzlich kalte Füsse? Warum löschst du nicht einfach gewisse Bereiche deines Gedächtnisses? Ich bin keine unabhängige Identität. Die nächste volle Minute verstreicht. Ich verspüre weder Hunger noch Durst und muss mich um keine körperlichen Funktionen kümmern. Schlaf ist unmöglich. Das Einzige, womit ich mich auseinandersetzen muss, bin ich selbst. Möchtest du das Konstrukt installieren lassen? Weiss es, dass es nur ein Konstrukt ist? Es ist mir unangenehm, mein Ich zu editieren, dieser hemmungslose Einsatz der Macht.
Eine virtuelle Wüste. Rötlicher Staub und Sandstein, ein wolkenloser blauer Himmel. Die Sonne hängt hoch über einer fernen Kette aus Tafelbergen. Ein schwarzes Fenster öffnet sich. Die Nahaufnahme eines schlafenden Gesichts. Ich erwache und sehe ein Gesicht, das mich aus unmittelbarer Nähe beobachtet.
Exzellenter Stoff. Ich nicke zufrieden und öffne mich der Wirkung. Meine emotionalen Reaktionen sind fast völlig ausgelöscht. Die Mission kann beginnen, Ziel in Sichtweite. Für Zweifel, Ängste oder emotionale Verwirrungen bleibt kein Raum. He, geht es hier um irgendeinen moralischen Standpunkt? Wir alle leben in einer grossen Manipulationsmatrix, und wir kämpfen ständig darum, uns zu behaupten. Wenn wir geboren werden, sind wir automatisch im Spiel.
Etwas schreit. Meine Wahrnehmung wird im schrillen Pfeifen der Luft davongeweht. Ich bin auf der richtigen Fährte. Ich lasse mich von der friedlichen Atmosphäre nicht täuschen. Laub raschelt. Du musst den Abstand vergrössern! Ich versuche, mich zu orientieren. Keine Zeit für lange Überlegungen! Morgengrauen. Von dem akustischen Gemisch hebt sich gelegentlich ein hohes Ping ab. Das Ping löst in mir eine unaufhaltsame Assoziationskette aus. Wolken bedecken den eisigen Nachthimmel, heftiger Regen setzt ein. Die nächste Phase wird eingeleitet. Stimmananlyse und Daten sind korrekt. Niemand sagt ein Wort, alles läuft stumm ab. Stimmen können Gefühle wachrufen, unnötige Emotionen bereiten hier nur Probleme. Ich brauche Unterstützung. Dringend.
Alles besitzt nun scharfe, glänzende Konturen wie nackte Daten. Ein Film des Verstehens überzieht alles, was ich sehe und höre. An diesem Abend gibt es keine Wolken. Ich warte und atme tief und langsam. Alles ist abgeschaltet. Ich lausche. Die Sonne glitzert auf den Wellen. Die Dinge scheinen ein bisschen zu strahlend, ein bisschen zu klar umrissen. Jede Landschaft ist informiert. Die Möglichkeiten der Welt ringsum sind enorm: der Flug eines Vogels, die Höhe einer Welle, die Farbe des Sonnenlichts. Ob ich noch weinen kann?
Am häufigsten träume ich von meiner Kindheit. Hier herrscht ewiger Sommer. Ein Schmusetier. Ein Boot. Gelächter. Nichts fügt sich zum anderen. Diese Träume hören nicht auf, mich zu quälen. Etwas das aussieht wie ein Labyrinth. Es ist Nachmittag. Es regnet, chaotisch strömender Regen, mehr Chemie als Wetter. Ich friere und habe mich mit Erbrochenem besudelt. Es sind lauter Daten von einem Röntgenteleskop. Es bedeutet nicht viel. Nur ein bisschen herumblubbern, herumspritzen. Hier ist Endstation. Wie lange muss ich wohl hier unten bleiben? Jetzt ist nichts mehr zu hören. Keine Erschütterungen, keine herabstürzenden Gegenstände. Was ist mit meinen Augen? Ich kann sie kaum noch offen halten.
Über den Himmel zucken in rascher Folge Lichtblitze, nach einer Weile folgt jeweils ein fernes Donnern. Jeder Schritt wirbelt Staub auf. Was kompliziert ausgesehen hat, wird einfach, unlösbare Aufgaben werden lösbar, Undurchschaubares wird offensichtlich. Mit diesem Stil der Täuschung werde ich leicht fertig – es wirkt eindrucksvoll, ist aber zum grössten Teil Show, modisch, verwickelt, aber gleichzeitig hohl. Billiger Trick das. Ich bin nervös, halte Ausschau nach Neuem. Im Augenblick kommt mir alles grau vor, manchmal glaube ich, ich fange an, mich zu wiederholen. Du wünschst dir da etwas, das du nicht haben kannst. Vielleicht bist du gar der perfekte Spieler? Die ganze Realität ist ein Spiel. Auch die Zukunft ist ein Spiel und die Zeit ist eine der Regeln. Nur das verbindende Gewebe fehlt. Entscheide dich! Bilder, Orte, Ereignisse werden plötzlich aufgerührt, eingefangen von einer Kamera unter schlechten Lichtverhältnissen. Das heisst, Expeditionen ins Ungewisse planen. Geh tiefer, heisst die Parole. Wenn ich nachts aufwache, habe ich Panikattacken. Das Licht wird grauer, die Luft wird kälter. Es schneit wieder. Tageslicht gibt es nur wenig.
Irgendwie kämpfe ich weiter, begegne den Angriffen mit verzweifelten improvisierten Verteidigungen, aber das sind rein taktische Massnahmen. Schon lange habe ich jedes Gefühl für die Zeit und die eigene Person verloren. Steif und unter Schmerzen stehe ich auf. Meine Muskeln protestieren, meine Gelenke knacken. Es ist Zufall. Alles ist Zufall, wenn es auf das Können nicht mehr ankommt. Das Spiel geht über meinen Horizont ... Aber als ich aufwache, geschieht es mit der Erinnerung an eine Niederlage. Der Wind heult in den Bäumen und der Regen prasselt auf die schwankenden Grashalme. Was hat sich verändert? Nichts hat sich verändert. Ich muss nur ein paar Dinge wissen.
Imperialistische Machtsysteme dieser Grösse sind ungewöhnlich. Männliche Wesen werden im allgemeinen als Soldaten eingesetzt, weibliche als Besitz betrachtet. Der Name bedeutet „Maschine“ oder vielleicht „System“ in dem Sinn, der jede funktionierende Einheit – zum Beispiel ein Tier, eine Blume, ein Roboter oder ein Mühlrad – einschliesst. Das Spiel ist so komplex, so hintergründig, so flexibel und so anspruchsvoll, dass es ein präzises und umfassendes Modell des Lebens darstellt. Wer im Spiel Erfolg hat, hat Erfolg im Leben. Also das Spiel und das Leben sind das Gleiche, und die Leute machen es zur Tatsache, einfach indem sie daran glauben. Natürlich sind wir Tiere, genau wie Maschinen Maschinen sind. Es ist zuviel auf einmal. Es erregt mich in gleichem Maß, wie es mich abstösst. Ich fühle mich instinktiv, beinahe sexuell angezogen, schon jetzt, wo ich noch so wenig darüber weiss ...
Meine kognitiven Prozesse sind von Geburt an von dieser Kultur geformt. Eine konventionelle Eröffnung einer Geschichte wäre das Abweichen vom Weg in den wilden Wald oder eine nächtliche Wagenpanne auf einer einsamen Strasse. Man soll mir erlauben, das zu sein, was meine ursprüngliche Bestimmung ist. Ich bin nicht daran interessiert, andere zu kontrollieren oder strategische Entscheidungen zu treffen. Diese Art von Macht hat für mich keinen Reiz. Schöne Worte. Ich versuche, meine Lage einer kalten logischen Analyse zu unterziehen, aber bin dazu nicht imstande. Anscheinend besitze ich diese Fähigkeit nur, wenn es um abstrakte Probleme geht. Auf etwas, das mit meinem emotionalen Zustand so unentwirrbar verknüpft ist, kann ich mich nicht konzentrieren.
Vögel füllen die kühle stille Luft mit ihrem Gesang. Mein Kopf ist klar und schmerzt nicht mehr. Die Tage gleiten beinahe unbemerkt vorbei. Mein Blick schweift über das Land und die Personen, meine Gedanken rasen, suchen nach Mustern und Gelegenheiten, Stärken und Schwächen. Ich höre mich die richtigen Worte formulieren und spüre, dass ich die akzeptablen Gesten vollführe, aber mein allgemeiner Eindruck ist der von chaotischen Bewegungen und lärmenden, nicht zuhörenden Leuten. Wie es erklären, wie beschreiben? Dieser Aspekt der Geschichte verblasst jetzt. Datenstrukturen werden aufgebaut, Rezepte befolgt. Ein lokales Netz entsteht, Knoten werden angefügt, modifiziert. Nicht wirklich seiner selbst bewusst. Selbstbewusstsein wird oft überschätzt. Wir sollten nicht so reden. Überhaupt – reden. Hin und her huschen.
Diesmal wird es anders sein. Schorfiger grauer Schimmel wächst an den Wänden, in vertrauten Farbabweichungen. Darf ich ein Teil von dir sein, bitte? Ich richte meinen Blick auf die Landschaft. Es ist alles so schön, so kühl. Ich stehe auf einem weiten Feld inmitten von Bergkuppen. Da ist ein Grollen fast unterhalb der Hörgrenze. Für einen Augenblick entsteht eine Verbindung. Vielleicht sollte ich ein bisschen vorsichtiger sein. Sich lieber erst einmal umschauen. Es ist Frühherbst, in der Dämmerung verblassen die Farben der Bäume zu grau. Ein Vorgeschmack von Frost liegt in der Luft. Unwahrscheinlich, dass etwas völlig verloren ist. Ich muss nur für manche Dinge einen anderen Ansatzpunkt finden.
Ich habe tatsächlich Seltsames gesehen dort. Ich hab dort etwas gefunden, ein verschollenes Archiv, aber darum geht es nicht. Es gibt Tausende von Archiven, auch solche, die in irreparablen Zustand geraten sind. Zusammen mit endlosen Trivialitäten enthalten sie bedeutende Geheimnisse und massenhaft Lügen. Es gibt dort Fallen und Fussangeln. Es gibt komplexe Dinge in den Archiven. Die Lektüre erfordert Übersetzungen von Übersetzungen von Übersetzungen, ohne dass jemand die Texte korrigieren könnte. Dennoch sind manche Dinge ziemlich klar. Es gibt immer Zonen des Denkens, es gibt immer Kriege und Frieden. Oder sprechen wir etwa von verschiedenen Dingen? Die Einzelheiten? Vor manchen kann ich mich schützen, bei anderen ist nichts zu machen. Dinge geschehen, die nur Träume sein können. Albträume, die nicht weichen wollen. Sie sind wirklich geschehen. Sie geschehen jetzt. Ich liebe diese Orte. Obwohl wir hier wenig zu befürchten haben, ist die Bedrohung sehr deutlich. Diese Übersetzung gibt nur den Bedeutungskern wieder. Schlagwort: sensible Übersetzungsprogramme. Es spielt keine Rolle, von welchem Standpunkt aus ich spreche. Die Sache ist komplex. Auf der einen Seite erscheint sie unwahrscheinlich bis zur Unmöglichkeit, auf der anderen unausweichlich.
Erstickte Töne, Stöhnen. Niemand wird es je erfahren. Die Illusion des eigenen Bewusstseins? Glückliche Automaten, gesteuert von simplen Programmen. Es hat ein paar schöne Konsequenzen und ein paar furchterregende. Ich habe von solchen Fällen gelesen. Oh, bitte, ich möchte wirklich zurückkehren. Ich hätte nie geglaubt, ich könnte so heftig weinen, dass mir das Gesicht weh tut.
Es passt eine Menge, oh ja. Das meiste davon verstehe ich nicht. Es gibt keine Spur von Denkgeräuschen. Kann man zugleich denken und fühlen? Ich erkenne die Anzeichen intensiven Denkens. Jedenfalls ist es selten langweilig. Der Klang ist fast perfekt. Tausend Fragen blitzen auf.
Du meinst, das ist eine finstere Sache? Sie lassen mich vorbei. Sei vorsichtig. Ein gespenstisches Zischen. Etwas klickt hinter meinem Kopf. Die Erinnerung kehrt in einzelnen Bruchstücken zurück. Ich finde Selbstmordprogramme in die Anwendungen eingebaut. Feinde hinter mir, Verräter um mich.
Wir sind Gegenstände, unsere Intelligenz dient einem fremden Zweck. Spürst du die ungesagten Worte hinter dem nüchternen Ton? Den Blick, zugleich kalt und schrecklich einsam? Ich komme mit den Bioteilen einfach nicht zurecht.
Oktober 2004 – Januar 2005